Mittwoch, 19. Januar 2011

Experten erwarten neue Welle von Asylbewerbern

19.01.2011 04:47 Uhr Von Ute Krogull

Über 1100 Flüchtlinge kamen 2010 nach Schwaben, vor allem aus Somalia, Afghanistan und Irak. 2011 rechnet die Regierung von Schwaben mit mehr Menschen. Fast zwei Drittel der Asylbewerber leben in Augsburg. Dort schließt Ende Juni die Flak-Kaserne, eines der größten Flüchtlingslager Bayerns. Händeringend sucht die Regierung als zuständige Behörde nach Unterkünften, zumal der Augsburger Stadtrat zweimal die Schließung des Heims in der Calmbergstraße forderte, dessen Zustand als erbärmlich gilt.

Nun fürchten Experten, dass es zu Zuständen kommt, die keiner will: Menschen, die in Baracken, Containern und heruntergekommenen Pensionen hausen, einer befürchtet sogar Notlager in Turnhallen. „Sie werden alles nehmen müssen, was sie kriegen können“, sagt die Landtagsabgeordnete Christine Kamm (Grüne).

Augsburgs Sozialreferent Max Weinkamm und Liegenschaftreferent Hermann Weber (beide CSU) haben die Liste städtischer Gebäude durchforstet - vergeblich. Weinkamm betont, die Stadt sei nicht zuständig für Unterkünfte, auch wenn ihm die Menschen leid tun. Aber die Vergangenheit zeigt, dass die Kommune die Probleme ausbaden muss.

Matthias Schopf-Emrich, Flüchtlingsberater der Diakonie, erinnert an die 1980er Jahre: „Damals wusste man nicht, wohin mit den Leuten, und plötzlich hausten 1200 alleinstehende Männer im Fabrikschloss.“ Mit all den Problemen von Hygiene bis Gewalt. Schon jetzt ist es in den Heimen eng, Dutzende Männer teilen sich eine Toilette. Schopf-Emrich und Kamm fordern, den Verteilungsschlüssel nach Bevölkerungszahlen in Schwaben einzuhalten und Augsburg zu entlasten. Statistisch müsste die Stadt nur 16 Prozent der Asylbewerber aufnehmen. Als die Flüchtlingszahlen in Deutschland zurückgingen, schloss die Regierung Unterkünfte in Mittelzentren. Schopf-Emrich erkenntim Augsburger Umland „keine ernsthaften Anstrengungen“, nach geeigneten Gebäuden zu suchen.

Zuständig ist zunächst einmal der Freistaat. Es ist Aufgabe der Regierung von Schwaben, für Unterkünfte zu sorgen. Das gestaltet sich offenbar schwierig: Die Regierung erklärt auf Anfrage, man bemühe sich „seit Längerem mit Nachdruck“, Objekte zu finden, doch: „Unsere Suche gestaltet sich aus verschiedenen Gründen als schwierig. In diesem Zusammenhang hoffen wir auf die Unterstützung seitens der Landkreise und Städte.“ Auf die Frage nach Containern und Turnhallen verweist sie auf dieselbe Aussage.

Flüchtlinge verzichten lieber auf Gespräche mit Journalisten. Sie fürchten negative Auswirkungen auf ihren Asylantrag, ist zu hören.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen