Dienstag, 23. November 2010

Essenspaketeboykott verschärft sich zu einem Hungerstreik im Flüchtlingslager Neusässer Straße

Essenspaketeboykott verschärft sich zu einem
Hungerstreik im Flüchtlingslager Neusässer Straße

Pressemitteilung, 22. November 2010, 22 Uhr
Nachdem seit Donnerstag den 18. November ca. 200 Flüchtlinge aus der
Gemeinschaftsunterkunft in der Neusässer Straße 206 in Augsburg die Essenspakete
verweigerten, fand heute im Lager ein Treffen mit den Beteiligten und den
UnterstützerInnen von der Flüchtlingsinitiative Augsburg (FIA) statt. Dabei erklärten die
Flüchtlinge, dass sie die Essenspakete weiterhin ablehnen und gemeinsam für ein besseres
Leben kämpfen werden. Spenden, um den Boykott aufrecht zu erhalten, wurden abgelehnt.
Stattdessen befinden sich ca. 250 Flüchtlinge im Hungerstreik. Dazu sagten die Beteiligten,
dass sie dies notfalls bis zum Hungertod beibehalten werden.
Morgen wollen sich Flüchtlinge aus anderen Unterkünften dem Essenspaketeboykott
anschließen (Calmbergstraße und Schwabmünchen). Ob sie sich dem Hungerstreik
anschließen ist noch nicht abzusehen.
Die Menschen im Lager Neusässer Straße (Flakkaserne) haben ihre Ziele formuliert und uns
gebeten, diese an die Öffentlichkeit und in die Politik zu bringen:
· Geld statt Essenspakete
· Privatsphäre, Hygiene und menschenwürdiges Wohnen. Fünf Toiletten für 80
Personen, ein Herd für 25 Personen, bis zu acht Menschen in ein Zimmer gepfercht,
das nur 25-30 qm hat – all das ist unerträglich. Daher ist die Schließung der
Massenunterkünfte und die Unterbringung in privaten Wohnungen zwingend nötig.
· Bessere medizinische Versorgung und psychologische Unterstützung. (Viele der
Asylsuchenden sind durch Flucht und Verfolgung schwerstens traumatisiert. Ein
Leben in den Lagern macht dies nicht besser.)
· Abschaffung der Residenzpflicht
· Deutschkurse, um Integration zu ermöglichen
· Das Recht, zu arbeiten, um Steuern zu zahlen und sich selbst zu versorgen zu können
Auch wir sehen, dass es so keinesfalls weiter gehen kann. Menschen, die größtenteils aus
Kriegsgebieten wie z. B. Somalia kommen, wissen sich nicht anderes zu helfen und würden
den Hungertod vorziehen, als länger ein menschenunwürdiges Leben unter diesen
Bedingungen zu führen. Sie wissen sich keinen anderen Ausweg mehr, als zu diesem Mittel
zu greifen.
Flüchtlingsinitiative Augsburg, 22.11.2010
Kontakt: Anna Feininger, 0151-20615462 (Wir können gerne Kontakte zu beteiligten
Flüchtlingen vermitteln und stehen Ihnen bei Nachfragen zur Verfügung)

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